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28th International Runners Decathlon 2011
− Muehlhausen/Thuringia −
Press reports and stories

Der 3. Tag - „Der harte dritte Tag eines Läuferzehnkampfs.“

Der zweite Tag ist geschafft. Gutgläubige Läufer behaupten, die Hälfte sei geschafft, vor allem da nur noch vier der zehn Distanzen vor einem liegen. Rechenkünstler wissen aber, dass selbst nach den 5.000m am Nachmittag lediglich 50 Prozent der Wettkampfkilometer geschafft sind. Dabei fühlen sich bereits am Morgen die Läuferbeine schwer an - zumindest die meisten. Ich verspüre erste Anzeichen - schlimm fühlt es sich aber nicht an. Eine gute Voraussetzung, um die nötige Spritzigkeit über 200m zu zeigen.

200m - Spritzigkeit ist gefordert
Start dieses Mal auf der Bahn 3 im dritten Lauf. Das fühlt sich gut an. Der Startblock steht, die Konzentration ist da. Neben mir Pier Köpp, direkter Konkurrent in der Gesamtwertung. Der Start ist gut, doch in der Kurve fehlt es. Pier ist weg. Gewohnter Spurt auf der Geraden. Zweiter. 25,65s - und damit sogar Gesamt Neunter als absoluter Anti-Sprinter.

Schlechte Nachrichten gab es aber auch noch: Topfavorit und Gesamtführender Thomas Häusler konnte im ersten Lauf die letzten Meter nur ins Ziel humpeln. Mit einer Oberschenkelverletzung musste er nach den 200m aussteigen.

5.000m - Eine Qual in sommerlicher Hitze
Die Sonne brennt. 25 Grad und keine Besserung in Sicht. Auf der einen Geraden werden Schwämme gereicht, auf der anderen Trinkbecher. Doch wie schwer das Trinken aus den Bechern ist - erst recht im 3:30er-Tempo - wissen wir. Zum Glück kann meine Freundin mir eine richtige Trinkflasche reichen - die Rettung des Tages.

Taktisch gibt es nicht viel Neues zu sagen. Ruhig anfangen, die Mitte überstehen und am Ende Gas geben. Die Bestzeit steht vom Bahnlauf bei 17:47, die Prognose bei 17:17, der Kopf bei mindestens 17:30. Das Zurückhalten klappt ganz gut. Erster Kilometer gemächlich im Hauptfeld. 3:23. Optimal. Doch die Sonne setzt uns zu. Trinken, mit Schwämmen abkühlen, nahezu jede Runde muss ich zugreifen. Auch den zweiten Kilometer laufen wir im Feld, deutlicher lauter schnaufend in 3:31.

Klitschnass drehen wir unsere Runden, versuchen gemeinsam das Ding zu meistern. Hinten zerfällt die Gruppe, ich bleibe dran. Beiße. 3:27, das läuft. Doch auch an den anderen gehen die Qualen nicht spurlos vorbei. Die ersten Beiden machen vorne ein einsames Rennen, Sprinter Dominique versucht vergebens um seine gute Gesamtposition zu kämpfen und dicht hinter ihm ist unsere Vierergruppe. Sven, Sebastian, Pawel und Ich. Runde um Runde leiden wir, kämpfen uns dichter an Dominique heran. Dennoch verlieren wir Zeit. 3:40. Eine kleine Ohrfeige, aber die 17:30 ist drin.

Sven zieht das Tempo an und ich schiebe ihn förmlich von hinten. Sebastian und Pawel sind raus, Dominique wird geschluckt. Glocke. Schlussrunde. Sven zieht und zieht. Die Zeit ist spitze. Letzte Kurve. Mit Tempo auf die Zielgerade. Es ist wieder soweit, Zielspurt bis zum Gehtnichtmehr. Innen an Sven vorbei, mit großen Schritten dem Ziel entgegen. Unter 17:10. Arme in die Höhe, Jubelschreie. Dritter Gesamtrang über 5.000m, der Sonne getrotzt und einen rausgehauen. 17:09,11. Was ein Ding: Letzter Kilometer in 3:08. Die Freude ist mir ins Gesicht geschrieben - und der Läuferzehnkampf nähert sich immer näher der Bezeichnung "perfekt". Schon wieder ist mir nun alles egal.

1.000m - Hoffentlich nicht so schlimm wie die 800m
Doch eines fehlt noch vor der feierlichen Nudelparty: 1.000m - gerade mal eine halbe Runde länger als die 800m und dennoch haben sie einen ganz anderen Charakter. Keine zwei quälenden Runden sondern "einfach abzulaufen". So denkt zumindest mein Kopf - soll mir recht sein, denn ganz flüssig sind die Bewegungen nicht mehr. Die bisherige Bestzeit von 3:07,07 zu knacken und unter drei Minuten zu bleiben, sollte dennoch das Mindeste sein. Selbst über 1500m hatte ich schließlich den 3:00er-Schnitt halten können.

Die Laufeinteilung ist wieder knapp. Schnellste Prognose für den zweiten Lauf. Zum Glück starten wieder alle zu schnell. Zurückhalten aber nicht zu weit nach hinten durchreichen lassen. Position fünf, den anderen hinterher, ohne auf die Zeit zu achten. Langsam fallen sie vorne raus. Wieder ist es Sven Lieback, der das Tempo macht. Schlussrunde, hinterher. Er ist vorne und ich sichere den zweiten Platz. 2:51,17 - bestens.

Fazit
Drei Tage und damit neun Distanzen geschafft - und dennoch warten noch die krönenden 10.000m. Die Waden sind zu spüren, doch noch immer fühle ich mich überraschend gut. Allerdings beteiligt sich nun immer mehr die Sonne an der Quälerei. Die abschließenden 10.000m werden hart werden, doch die tollen 5.000m haben mir den 6. Platz in der Gesamtwertung schon fast gesichert. Und acht Bestzeiten - damit bin ich schon mehr als zufrieden, egal wie sehr ich morgen leide.

Hannes Christiansen (www.laufhannes.de), 12 Jun 2011

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