Die spinnen, die Läuferzehnkämpfer!
Warum in aller Welt treiben sie sich jedes Jahr vier Tage hintereinander im Stadion herum, laufen 10 Wettkämpfe (1.Tag: 60 m, 1.500 m, 400 m, 2.Tag: 100 m, 3.000 m, 800 m, 3.Tag: 200 m, 5.000 m, 1.000 m, 4.Tag: 10.000 m), legen dabei 22.060 m auf der Rundbahn zurück und das auch noch zu Himmelfahrt, wo man doch eigentlich mit Kremser, Fahrrad oder Boot unterwegs ist? Und die meisten von ihnen sind im nächsten Jahr wieder dabei.
Ist es, weil sie insgesamt 59 mal an der Tribüne vorbei kommen, von der lautstarke Unterstützung durch Betreuer, Besucher, Mannschaftskameraden oder Mitstreiter erfolgt? Wohl eher nicht.
Ich habe in diesem Jahr meinen dritten L10K bestritten. Die Atmosphäre (oder das Feeling) ist einzigartig. Schon beim Abholen der Startunterlagen, spätestens beim ersten Start ist es wieder da, das Gefühl, das ich bisher bei keinem anderen Wettkampf erlebt habe: "Alle sind eine große Familie."
Wodurch entsteht dieses Gefühl? Man hat Zeit ins Gespräch zu kommen. Schließlich müssen sich alle 10 mal Ein- und Auslaufen, 10 mal die Muskeln in Schwung bringen (beim Sprint mehr, für die Langstrecke weniger), da kommen gut noch mal 35 km zusammen. Es wird mit den anderen mitgefiebert, sich nach deren Wehwehchen erkundigt, der Punktestand wird verglichen, man nimmt einfach Anteil. Eines haben alle gemeinsam, die Beine werden von Lauf zu Lauf schwerer.
Die Läufe werden nach Leistung, nicht nach AK zusammengestellt. Dadurch hat man die sonst eher seltene Möglichkeit, Leistungsvermögen und Trainingszustand im Vergleich mit "gleich Starken" einzuschätzen.
Der Veranstalter lässt sich für die Abende meistens etwas einfallen, in diesem Jahr waren es eine Stadtführung durch die Altsstadt von Bautzen, ein Sorbischer Abend und wie immer, die Fete am dritten Tag.
Die vier Tage vergehen wie im Fluge, der Alltagsstress verschwindet in den Hintergrund. Ist ein Wettkampf geschafft, wartet schon der nächste. Ständig ist man unter Anspannung, die 10.000 m am letzten Tag erscheinen einem fast als zügiges Auslaufen. Dann ist es geschafft, ein tolles Gefühl alles gepackt zu haben. Die besten Chancen hat wohl ein Mittelstreckler, der gut sprinten kann und auf der langen Strecke nicht total einbricht.
Zum Abschluss die Siegerehrung. Gute Wünsche für die Mitstreiter, letztes Händeschütteln, alle wollen wieder nach Hause, es ist wie ein Erwachen. Der Alltag hat uns wieder bis zu nächsten Jahr - übrigens in Potsdam.
Wenn es irgendwie geht, bin ich wieder dabei.
Dirk
Infoblatt 06/04 des LC RON-HILL Berlin http://www.ron-hill.de/, 08 Jun 2004