Läufer sind faire Sportler
Liebe Ron-Hill'er,
es ist immer wieder wohltuend, einer Sportart nachzugehen, in der es äußerst fair zugeht, wo der sportliche Rivale geachtet wird, mit dem oft freundschaftliche Beziehungen bestehen. Das prägt auch den Zuschauer dieser Sportart, der für den Letzten im Zieleinlauf noch Beifall findet.
Am Vorabend des diesjährigen Läuferzehnkampfes wurde dieser Kontrast zu einer anderen, noch populäreren Sportart deutlich. Während im Festzelt des Bautzener Stadions die Leichtathleten Wiedersehens-Talk zelebrierten, schlugen Fußballfans auf Spieler der Gastmannschaft und den Schiedsrichter ein, obwohl das Spiel mit unentschiedenem Ausgang für die Tabellenposition in der Sachsenliga keine Bedeutung hatte.
Der Händedruck des Zweit- und Drittplatzierten an den Sieger auf dem „Treppchen”, noch bevor man selbst seine Urkunde erhält, ist nicht nur eine selbstverständliche Geste sondern ehrliche Überzeugung, ebenso wie der anerkennende Handschlag im Ziel für den Läufer, der nach dem Zweikampf auf der Laufstrecke vor einem den Zielstrich überquert.
Ein gestandener Läufer unseres Vereins war zum ersten Male Teilnehmer am Läuferzehnkampf. Anstatt dort im Alleingang neue Maßstäbe in seiner Altersklasse zu setzen, brachte er den Läufer mit, der ihn als einziger in Deutschland gefährden kann und unterlag ihm nach großem Kampf. Wie armselig klingt da die Frage des außenstehenden Ignoranten: Hast Du gewonnen?
Wer daraus schlussfolgert, dass Leichtathleten generell charakterlich höher stehend sind als z.B. Fußballer, der wird im Vorfeld von Olympia 2004 eines besseren belehrt. Zu den schwarzen Schafen des Hochleistungssports gehören amtierende Weltmeister und -rekordler, die ein Meetingdirektor nicht einlädt, auch wenn sie vielleicht aus formalen Gründen der Dopingsperre zum wiederholten Male entgehen.
Ein Glück, dass Breitensportler keinen Marktwert sondern nur Aufwendungen für ihr Hobby haben!
Achim
Infoblatt 06/04 des LC RON-HILL Berlin http://www.ron-hill.de/, 08 Jun 2004